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Über den Film

«Romuald Karmakar dokumentiert in 196 BPM (bpm: beats per minute) das Geschehen an drei Nebenschauplätzen der Berliner Love Parade 2002. Die drei unkommentierten, dialogfreien und mit Mini-DV jeweils in einer Einstellung gedrehten Teile des Films geben den Originatton wieder, der hauptsächlich aus Musik und wenigen Gesprächs- und Wortfetzen besteht. Anders als die üblichen Dokumentationen über die Love Parade, in denen über Besucherzahlen, Drogenmissbrauch, Verunreinigung der Stadt, Ruhestörung etc. berichtet wird, versammelt Karmakars Film Impressionen der verschiedenen musikalischen Stilrichtungen innerhalb des schwierig zu definierenden 'Techno'-Begriffs; die Musik, die Tänzer, die Orte und ein DJ stehen hier im Vordergrund.

1989 fand die Love Parade mit zunächst nur einhunderfünfzig Teilnehmern zum ersten Mal in Berlin statt. Seither hat die Veranstaltung unter dem Motto 'House-Musik-Demonstration für Toleranz, Respekt und Verständigung zwischen den Nationen' jedes Jahr mehr Menschen angezogen; 2002 sollen weit über eine halbe Million Teilnehmer 'demonstriert' haben. Die Veranstaltung versteht sich selbst als offenes Forum für die internationale elektronische Musikszene. Techno, der überbegriff für die unterschiedlichsten Spielarten elektronischer Musik, ist in all seinen Variationen in allererster Linie Tanzmusik.

Der erste Teil des Films (Intro, 3 Minuten) zeigt den Bereich vor der Eingangstür des Clubs 'Linientreu'. Mit Lautsprechern wird Musik aus dem Innern auf die Straße übertragen. Ein junger Mann tanzt wie ein Gummiball, Menschen laufen vorüber, tanzen mit.

Der zweite Teil (Gabba, 7 Minuten) führt den Betrachter an den Breitscheid-Platz, wo in einem umgeräumten Döner-Imbiss ein Pult aufgebaut ist. Draußen wird unter dem Druck von 196 BPM wild getanzt.

Der dritte Teil (Hell At Work, 50 Minuten) beobachtet – ebenfalls in einer einzigen Einstellung, die nur einmal unterbrochen wird von einem 350-Grad-Schwenk – den in der Techno- und House-Szene bekannten DJ Hell bei der Arbeit. Es ist Gigolo-Night im alten 'WMF', einem legendären Berliner Club, und die meisten Gäste feiern bereits seit Tagen. In rotes Licht und Stroboskop-Effekte getaucht, legt der 1962 als Helmut Josef Geier geborene Münchner DJ unter anderem Coverversionen von Depeche Modes 'Behind the Wheel' und Soft Cells 'Tainted Love' auf – Stücke, deren Originalversionen er in den achtziger Jahren hörte, die aber sein heutiges Publikum zum großen Teil nur noch in den neu gemischten Fassungen kennt.»

[Tanja Horstmann, Katalog Berlinale 2003 (Forum)]



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